Unfähig

Die Welt ist voller Wunder!
Das glaubst Du nicht? Hör zu!
Bzw. lies:
„Wenn ich die Länge eines Kabels gemessen,
und genau drei Meter ermittelt habe, dann erwarte ich,
dass ich 3 m habe.
Habe ich aber nicht.
Ich messe nach.
Nun ist das Kabel plötzlich bei 2,5 m zu Ende.“

Ich sitze da, und blicke stumpfsinnig auf eine Wand,
die früher mal weiss war, also das Gegenteil von schwarz,
und heute mit Textur durch Gebrauchsspuren
einen aparten Stil präsentiert, was mich aber nicht interessiert.

Ich brülle los. W. soll kommen.
Und W. kommt.
Es könnte ja was passiert sein, und ich brauche Hilfe.
Und genau so ist es.
Ich drücke ihr den Zollstock und das Kabel in die Hand.
„Miß!“. Und dann „Bitte!“
W. zeigt sich großzügig und verzeihend.
Sie mißt 2,8 m.
Greift zum Bedienungsmanual,
merkt an, man habe uns um 20 cm beschissen.
Das sei wie bei der RAMA.
Ich merke an, dass wir nur Butter essen,
und wir RAMA wiegen, nicht messen.
Dieser Einwand war einer zu viel.
Ab er W. kontert lässig. Es sei keine Butter,
was wir aufs Brot schmieren.
Butter steht drauf,
ist aber ein Kunstprodukt aus dem Labor.
Ich stimme zu. Vergesse meine gute Erziehung:
„Die moderne Butter ist Scheiße!“
W. meint, das sei richtig und holt zum Rundum-Schlag aus.
Alles aus der Molkerei ist Scheisse.
(sie spricht mit zwei „s“, ich mit einem „ß“, ist einfacher.

Und W. sagt, das Kabel hat 280 cm.

Ich kriege einen leichten Anfall mit manisch-depressivem Irresein.
Warum? W. hat immer recht.
Wären es 300 cm, so müßte ich um 20 cm kürzen,
um hinzukommen, wo W. ist.
Nein, nicht zur Steckdose.

Bis dorthin brauchte ich 350 cm oder mehr.

Ich habe mich nun für manisch entschieden.
In der Ecke sitzen und heulen ist nicht meins.

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