Farce

Photo by Andre Moura on Pexels.com

Seine Idee war schon von ganz besonderer Art, schon fast extravagant. Das entsprach seinem Anspruch auf Niveau, wie man es von einem promovierten Diplomingenieur erwarten muss. Und sein Sinn für Technik ist hochentwickelt. So benötigte er nur zwei Wochen, um das Taschenmesser mit Timer zu entwickeln und dazu die Konstruktionszeichnungen anzufertigen. Den Prototypen baute er in wenigen Wochen so, dass er damit zum Patentamt pilgern konnte. So erwarb er kein internationales Patent, und er erntete besorgte Blicke. Letzteres hatte er allerdings nicht wahrgenommen.

Nun, die Welt bewunderte sein Taschenmesser, allerdings schaute man geflissentlich über das Rändelrad in der Griffschale hinweg. Die Skalierung einer Uhr war wie Intersien in eine der beiden Griffschalen eingelassen; silbern glänzend in dunkler Mooreiche. Die Ok-Taste war in gleicher Weise im Holz versenkt. Den Betriebsstrom lieferte eine Knopfzelle CR2025 Lithium.

Ein Taschenmesser mit Timer! Du möchtest um 15:30 Uhr einen Apfel essen. Der liegt vor Dir auf dem Tisch, und das Messer daneben. Pünktlich um halb vier springt die Klinge aus dem Griff – und Du kannst unbehelligt von der Messertechnik Dein Obst zerschneiden. Und geschieht dies nicht, weil der Akku leer ist, dann legst Du Deinen Apfel einfach zurück in die Obstschale.

Wie bereits erwähnt erhielt er keine Patenturkunde. Der Grund: Die Klinge liess sich nicht zurück klappen. Aus einem Klappmesser wurde ein stehendes. Und unser Dipl. Ing. schien zu ahnen, dass er in den Messergriff keinen Mini-eMotor einbauen konnte, kein Planetengetriebe, nichts dergleichen.

Das Problem löste sich selbst. Der Erfinder hatte sein Messer in der Hosentasche, wo es auch hingehört, ujnd er hatte vergessen, dass der Timer aktiviert war. Morgens um 10:15 Uhr klappte das Messer wie gefordert auf – in der Hosentasche. Das Ergebnis waren zwei 10 cm lange Schnitte, einer im Stoff der Hosentasche, und einer im Stoff der Hose. Beides von Gucci. € 820,– Verlust. Entnervt holte er sich den Akku aus dem Messer und warf den Rest in seine Mülltonne.

Nun tüftelt er an einer verletzungssicheren, kindersicheren Gabel. Die Idee ist, bei vier Zinken die beiden inneren zu kürzen, und die beiden äusseren in runden Flächen, die nach innen geneigt sind, auslaufen zu lassen, ohne die Normalbreite einer Gabel alter Art zu überschreiten. Was er noch nicht ahnt: Er wird alle Kinder dieser Welt gegen sich aufbringen. Mit dieser neuen Gabel wird man keine Spaghetti essen können. Aber für ihn gilt:

„Besorgt mir Ingenieure, die noch nicht gelernt haben, was nicht geht!

© Henry Ford (1863-1947)

%d Bloggern gefällt das: