Döntjes

Nicht mal für Geld!

Keine Frage ….. ich bin gesättigt. Ich hatte mir eine Kartoffelsuppe gekocht. Sie sollte genau so werden, wie ich sie von meiner Mutter kenne. Sie war eine sehr resolute Frau. Grumbeersupp? Geh fort, des is doch nix! Kartoffeln ( sie sagte natürlich Grumbeere), Suppegriiin, Wasser und Salz. Mehr gebts net. Anderscht? Des sin Ferz! Wems net basst der soll Gras fresse!

Naja, das ist nur die halbe Wahrheit. Sie hat dazu immer einen Obstkuchen aus Hefeteig gebacken. Bevorzugt waren Apfel- und Zwetschgenkuchen. Ironisch, moi Mame: Jaja! Wanns Kuche gäbd, is’m die Gass egal! Dann isser do!

Das dachte sie, und das sagte sie. Zu mir. Die Frau hatte so viel Charme wie ein Misthaufen. Was sie nie geschnallt hat: So trifft man mich nicht. Es gab dafür drei Gründe: 1. Hatte sie recht, und ich wusste das. 2. Tägliches Training macht hart wie Kruppstahl. Und 3. Ich hätte meine Freiheit um keinen Preis aufs Spiel gesetzt. Mit 8 Jahren kannte ich das Wort noch nicht, aber ich habe intuitiv strategisch gehandelt.

Meine Mutter! Ich mochte diese Frau nicht sonderlich. Der Versuch, mit ihr auf Augenhöhe zu bleiben, hat mich ständig beschäftigt, und ich war häufig unterlegen. Dann wurde ich zum „schlimmen Finger“. Eine Zeitlang wurde erwogen, mich in eine Anstalt für schwer Erziehbare zu stecken. Und ja, es ist auch Blut geflossen. Meines.

Erst als Erwachsener erfuhr ich, mit welch schwerem Los meine Mutter aufgewachsen ist. Die Umstände haben ihr Kindheit und Jugend gestohlen. Im Vergleich mit ihr lebte ich wie ein Playboy. Mir hat nichts gefehlt – ausser mütterlicher Liebe. Die konnte sie nicht geben. Manchmal läuft das Leben aus der Spur. Dann kann es sehr bitter werden.

Moment – da war doch noch was ….. japp, die Grumbeersupp. Bei der Zubereitung habe ich angefangen wie meine Mutter, bin hart an ihrem Rezept vorbeigeschrammt und habe mein eigenes gekocht. Wenn ich ausprobieren darf, ist die Kocherei nicht so langweilig! Ich also ran an die Buletten. Paar Möhren extra, kein Wasser sondern Fleischbrühe. Pürieren, bis die Suppe cremig ist. 100 ml Riesling angiessen, und einen Becher Schmand einrühren. Majoran und Muskat dazu tun. Nun stimmte der Geschmack, aber er war so intensiv, dass man sich erschreckt – aber Roland weiss sich zu helfen.Mit 100 ml Vollmilch war die Spitze gekappt, und ich wusste, jetzt Finger weg, so passt’s.

Hahaha. Wie man sich irren kann! Mitten im Hochgefühl musste ich einen üblen Bestandteil abfischen und wegschmeissen – die Bockwurst. Die ist da hinein geraten, weil ich dachte, sie gehört dazu. Vielleicht gehört sie tatsächlich zur Kartoffelsuppe – aber nicht zu meiner. Völlig klar: Croutons fehlten mir.

Ohne Zweifel – ich bin ein Blödmann. Vermutlich habe ich die Wurst selbst in die Suppe geworfen, wohl wissend, dass ich keine Bockwurst mag. So etwas geschieht offenbar reflexartig. Praktisch unbewusst. Vielleicht auch, weil das Ding im Kühlschrank lag und endlich weg musste. Einfach wegwerfen? Geht nicht. Ist eine Sünde! Aber im Zorn wegwerfen, das ist Handeln im Affekt, so geht es. Wie ist das nochmal? Wenn man im Affekt handelt, gewährt der Strafrichter einen Rabatt von 33,3%, man fährt also nicht für 15, sondern nur für 10 Jahre ein, wenn man den Untermieter getötet hat. Nun bringt uns das Wegwerfen einer Bratwurst eine Strafe von Null ein, aber 33% von Null ist besser als garnichts

Ok, es war ein Fehler, den Kochwein wegzutrinken. Ich habe mich verbal verheddert und fluiche aus Rücksicht auf W. nun non-verbal. Aber es geht mir nicht gut. In meiner Suppe muss noch eine zweite Bockwurst schwimmen …..
heut geh ich da nicht bei! Morgen früh vielleicht, mit einer Rohrzange bewaffnet.

2 Antworten auf “Döntjes”

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