Grübelei

Orion
Novabel

Ich sitze hier an meinem Schreibtisch und futtere Weintrauben. Sie sind rot, süss, sehr klein geraten und haben große Kerne. Man muss sie aus ein er Obstschale picken, die aus Klarglas besteht und einen Durchmesser von 50 cm aufweist. Das Ding braucht Platz! Genau wie ich! Was hier sonst noch herumliegt, muss ich nicht aufzählen. Jeder kennt das, und viele haben damit Probleme.

Wie schön war es doch im Job. Auf dem Schreibtisch gab es nur ein Telefon, ein Schreibding, und ein Vorgang. Ich liebe aufgeräumte Arbeitsplätze ….. und jetzt habe ich eine Idee. Ich nehme die Fliegenklatsche vom PC, und schon habe ich eine Ablagefläche. …….. Da ging noch mehr! Ich habe es geschafft, Platz zu schaffen. Nun sehe ich sogar die Vormittagssonne. Und bei Lichte besehen: Mein Saustall ist nur das Ergebnis von Faulheit und Gedankenlosigkeit. Peinlich!

Gestern habe ich einen Apfelkuchen gebacken. Rührteig mit viel, viel Frucht. Das Besondere daran ist, dass dieser Kuchen nach 83 Jahren der erste selbst gebackene Kuchen aus Rührteig ist. Tja, auch in hohem Alter kann man noch Premieren feiern! Und das Gebäck? Keine Frage – Spitzenprodukt. Was sonst!

Unser privares Musical „Cats“ geht nun in die Haupthandlung. Die dicke Titi ist Einzelgänger. Nachdem Cilla vom Baum gefallen ist, wurde Felix angeheuert, als Gesellschaft für Titi. Die Dicke will aber keine Gesellschaft. Damit Felix nicht vereinsamt, wurde Novabel gekauft, 14 Wochen alt wie Felix. Nun stirbt Felix. Wir haben wieder eine einsame Katze. Der Logik folgend muss jetzt ein weiteres Katzenkind her. Ist ein Kater und heisst Orion. Das bedeutet: Wenn hier nicht weiter gestorben wird, werden 2 Kitten und eine Erwachsene mit 2 Humansdas Rudel bilden. Dabei ist W. der Kopf und Rudelführerin, und ich bin das Ende. So etwas wie ich guckt keine Katze freiwillig an. Die beiden Maine coon-Kitten kosten leider richtig Geld. Dafür bin ich zuständig. Wie das Leben so spielt? Genau so. Naturgesetz!

Mit solchen Gedanken kam ich heute früh aus meinem Plumeau, schüttelte mir die Gänsefedern aus dem Haar und schaute mich um. Langweilig, dachte ich, nichts Neues, was für ein Tag, flüchte, Alter, flüchte an den PC und schreib was! Egal was! Ich schnappte meinen Rollator und machte mich auf den Weg dorthin – in das Nachbarzimmer. Pflanzte mich in meinen Sessel und griff zu. Schwerer Fehler! Es gab nichts zu tippen, sondern mit der Hand am Arm zu schreiben. Mann, war ich sauer. Ich schiebe meine Grundsteuererklärungen schon seit Wochen vor mir her, in echter Prograstenmanier, und schon haben sie mich wieder am Wickel. Tatsächlich!

Nun weiss ich, dass ich diese Arbeit – es ist echte – irgendwann machen muss. Also habe ich meinen Mut zusammengescharrt und die erste ….. wie sagt man? ….. verbrochen. Das hat gereicht. Die nächste mache ich ein andermal. Jetzt sitze ich hier, und ich muss es loswerden:

Der deutsche Beamte wird gut entlohnt, geniesst wie kein anderer Privilegien und ist, sofern er in Amtsstuben residiert und Gummibäume pflegt, ein Schwachkopf.
Was die sich zur Grundsteuerreform ausgedacht haben, kann nicht funktionieren.
Wenn ich meinen Usern derart miserables Beamtengelaber als Anleitung geschickt hätte, wäre ich achtkantig rausgeflogen. Gut, man kann auch Spass dabei haben, Rätselchen zu lösen. Mit mir nicht. Zudem verlangen die doch von mir die Anlistung der Mitbewohner in einer Wohnanlage mit 16 Eigentümern. Ich kenne die nicht. Und ich bin körperlich nicht in der Lage, dorthin zu fahren, überall zu klingeln und den Leuten zu sagen, wir müssten mal über die Grundsteuer reden. Aber das haben die vomFinanzamt von mir verlangt! Unbezahlt!

Ich achte und respektiere jene Polizisten, die sich unter den Bürgern bewegen.
Ich sage das uneingeschränkt, obwohl sie auch mich gelegentlich abkassiert haben. Ich meine jene, die keine Goldstickerei auf der Uniform tragen. Aber jene Beamte, die nur in ihren Stuben sitzen, sind mir nicht geheuer. Es scheint, als sei ihnen das Blut zu Paragraphen geronnen. Bild aus der Wirklichkeit:
Zwei junge Beamte sitzen in einer Baubehörde. Einer arbeitet, er hat über den Arbeitstag 6 Müllsäcke verkauft. Der zweite hat ständig im Telefonbuch gelesen. Vermutlich versuchte er, die Schwarte auswendig zu lernen. Nun sass in ihrem Zimmer W. als Jurastudentin, Praktika war angesagt. Sie hat das wie erzählt registriert – und gleichzeitig für die Stadt eine Baumschutz-Satzung geschrieben. Wieder unbezahlt. Gut so, dachte ich. Was W. macht, hat Hand und Fuß. Den Jungbeamten muss man erst mal erklären, was ein Baum ist. Genug davon.

Den Beitrag mit dem Gedicht von Ringelnatz habe ich mit Hintergedanken geschrieben. Dachte mir, wenn sie meine Beiträge nicht lesen – vielleicht geht’s mit einem Prominenten besser? Nööö, der wird genauso ignoriert. Ich bin also in guter Gesellschaft. Ist auch ok.

Nun bin ich aus Versehen in die Küche geraten. Dort lag der Rest vom Apfelkuchen. Diesen habe ich unverzüglich aufgegessen. Nun war mir doch der Boden zu trocken, aber in meinem Alter weiß man sich zu helfen. Gestern hatte ich noch ein wenig Apfelmus dazu gekocht; so wurde aus dem trockenen Boden ein feuchter. Dumm nur: Eine Mittagsmahlzeit war das nicht. Ich werde mir also noch zwei Bockwürstchen gönnen, mit richtig scharfem Senf, und ganz wichtig, ohne Brot. Mit einem gut gekühlten Bier dazu wäre das schon Luxus. Leider lebe ich beamtenmäßig nach einem Grundsatz: Vor 18 Uhr kein Alkohol – nach 18 Uhr kein Wasser!

Morgen soll’s ein schöner Tag werden. Die Züchterin liefert zwei Kitten ins Haus.
Dann kommt Leben in die Bude, die dicke Titi wird allerdings stocksauer reagieren. Sie mag nur W., und sich selbst. Basta.

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