
Ick meen de Kombüs. Ick wör hüt Smutje ween. Das kam so:
Ich wollte schon immer mal sous vide ausprobieren, weil sich das gut und interessant anhört. Heute war die Gelegenheit da; hier lag ein Putenbrustfilet herum und just reif für die Pfanne. Nun wusste ich, für Sous vide-Garen braucht man Vakuum. Also hatte ich W. gebeten, beim Einkauf 2 Tüten Vakuum mitzubringen. Kann ja nicht die Welt kosten. W. hat mich ganz komisch angesehen, ist wortlos abgedampft und kam mit einer fetten Rechnung zurück, aber ohne Vakuum.
Das hat mich nicht aus der Fassung gebracht. Ich hatte Plan B parat, Pute niedrig-temperiert garen. Backofen auf 90 Grad, das Stück Vogel rein tun mit Bratenthermometer, und bei 80 Grad im Kern rausholen, nachwürzen, einpacken und warm halten. Hat geklappt, das Fleisch war nicht durchgetrocknet, und die Garmethode kommt mir nicht mehr in die Küche. Es dauert Stunde um Stunde, bis man die Salmonellen zuverlässig getötet hatte. Zumindest in meinem Backofen. Der kommt vermutlich aus China, und es klebt MIELE drauf.
In der Zwischenzeit hatte ich Rotkohl in Arbeit, mit Apfel ein wenig geschönt, und im Topf ein wenig angebrannt. Was fehlt nun? Klar, jeder kann es sehen, es fehlen Kartoffeln und Sosse. Hier spielte ich meine Stärke aus. Die Kartoffeln machten mir keine Probleme, ich – ein alter Fuchs vor dem Herrn – habe sie vom Speiseplan einfach gestrichen. Sie ruhen in Frieden, in unserer Futterecke.
Anders die Sosse. Ich hatte so um 350 ml Brühe im Bräter und sie probiert – nein, weggiessen wäre Feigheit gleichgekommen. Es packte mich der Übermut. Ich wusste nicht, wie ich nun damit umgehen sollte. Also habe ich einen Becher Creme fraiche reingerührt. Dann schwarzen Pfeffer aus der Mühle, und das nicht zu knapp. Langeweile in flüssiger Form. Ich hatte nicht darauf geachtet, dass ich noch Feuer unter meinem Pfännchen hatte, so kochte die Plörre friedlich vor sich hin. Inzwischen weiss ich, dass die Profis das „Reduzieren“ nennen, das soll für Sossen gut sein!
Ich habe also reduziert, und dabei mutig mit Thymian und Rosmarien gewürzt. Aber irgendwann dachte ich, bevor ich diese Dingens verschlimmbessere, höre ich damit auf, Zeugs reinzuwerfen. Gesagt, getan. Das Aufhören. Es war nun eh das Essen angesagt.
Meine Mittagsmahlzeit war durchaus gut zu nennen, jedenfalls besser als das, was die Bundeswehrkantinen zu bieten haben. Nur wusste ich nicht, was ich mit der restlichen, zusammengehauenen Soße anfangen soll. Naja, wegschütten! Was sonst! Dann kam W. um die Ecke, schnappte sich mein letztes Fleischstückchen, moserte, es sei trocken (war es auch, eine Ecke mit zwei angekokelten Steiten, und dünn zudem) und probierte die Soße. Wortlos schnappte sie nach meinem Soßenpfännchen, griff sich zwei Brötchen und verschwand. Hingerher verlor sie ganze vier Wörter dazu: „Die Soße war gut!“
Und ich? Ich war geplättet. Irgendwie sprachlos. Dachte, dass das nicht sein kann. Ich hatte doch fast nichts gemacht!
W. kann auch nicht kochen. Tom Kha Gai-Suppe geht. Und Bolognese. Aber sie ist – job-bedingt – mit der Haute cuisine ein wenig vertraut ….. und findet diese Soße gut. Nun sorge ich mich; ist sie krank? Oder bin ich das? In meinem Alter sollte man mißtrauisch sein und klären, was zu klären geht. Ich möchte nicht erleben, dass ich nächstens euphorisch Sosse zubereite und eine alte Socke mitkoche, um den teuren Parmesan zu einzusparen. Wir Kriegskinder sind leider so vorkonditioniert.