Rätselhafte Gedanken

Gestern war – offensichtlich von mir nicht bemerkt – Deppentag. Und mich hat es wieder einmal voll erwischt. Den halben Abend und einige Zeit in der Nacht hockte ich vor meiner Kabelkiste, um einen Text mit etwas Poesie angereichert zu schreiben. Um es mir nicht allzu leicht zu machen, schrieb ich in Versen mit Reim. Es war für mich Schwerstarbeit, zumal nebenbei der Fernseher einen ordentlichen Krimi ablieferte.

Vielleicht bestand mein Problem darin, dass ich nicht multi-funktional bin. Ich kann eigentlich nur auf einer Schiene fahren, und nur in eine Richtung. Mit viel Glück erwische ich einen Kreis, dann brumme ich nicht auf ein Hindernis.

Aber gestern war wieder einmal Deppentag. Ich geriet in eine Einbahnstrasse und bin gegen eine Wand gefahren. Dabei hatte ich meinen poetischen Text gegen zwei Uhr fertiggestellt. Sechs Stunden angestrengten Nachdenkens nach Worten mit Gleichklang wie Jung/Dung, oder Süsse/Düse und gar Suff/Puff hat es mich gekostet, einen gemütvollen Seelenwärmer zu stricken. Dann habe ich mich abgemeldet und dabei erwartet, dass das System meinen Entwurf als solchen wegspeichert. Heute früh wollte ich entscheiden, ob der Text hochgeladen wird, oder im Papierkorb landet; schliesslich ist die Poesie für mich femdes Terrain. Wenn ich mich dorthin bewege, fühle ich mich wie die berühmte Kuh auf dem Eis.

Wie auch immer – heute früh gab es nichts zu entscheiden. Der Text ist weg, er wurde nicht gespeichert. Nun weiss ich, dass man das Speichernmit der Hand am Arm erledigen muss, um auf der sicheren Seite zu sein. Vermutlich hat ein gütiges Schicksal bestimmt, was zu geschehen hat. Ich jedenfalls fand’s nicht so ganz gelungen und in Ordnung.

In meiner engeren Heimal sagt man: Wenn’s Herz voll ist, läuft’s Maul über! Das ist wohl wahr. Man erlangt einen Seelenfrieden am schnellsten, wenn man sich verbal ausschüttet (der Rest kann drin bleiben). Mir ist womöglich das Maul übergelaufen, und ich habe emotional abgebaut, so, wie man vom Gaul absteigt, wenn der durchdreht. Das Positive: Ich habe keinen anderen Menschen damit belästigt; den Unrat hat dank High Tech der Computer entsorgt.

11 Uhr 20 – Meine Mittagsmahlzeit ist nun zubereitet. Ich habe mir einen Bohnensalat gemacht, mit ein wenig Buntem drin. Anscheinend ist er mir gelungen, denn es fehlt schon die Hälfte. Natürlich weiss ich, wer wieder einmal so unverschämt genascht hat. Und der kann es noch schlimmer treiben und mich in Schwierigkeiten bringen: Ich war allein im Haus, das Essen fertig gekocht, und das Kochgeschirr leer. Pro forma rief ich aus der Küche: „Das Essen ist fertig!“, dann wurde mir übel. Ich hatte zu viel genascht, und ein alter Magen kann nicht mehr so wie ein junger.

Eine letzte Anmerkung: Ich habe an meinen Bohnensalat etwas Olivenöl gegossen. Schwerer Fehler! Schmeckte ungeölt deutlich besser. Ich stelle fest, es kam wieder kein Fingerzeig Gottes, keine Warnung von oben wie „Machs nicht“. Ein Beweis, dass es keinen Gott gibt. Mein Sohn ist gelernter Atheist und glaubt, dass er nicht glaubt. Aber er ist auch Maschinenbauer, und als solcher auf göttliche Beachtung buchstäblich angewiesen. Solche Leute kriegen ohne Hilfe von ganz oben keine Maschine zum Laufen. Ich selbst glaube nicht, dass ich glaube. Das Olivenöl im Bohnensalat beweist das. Ehrlich, das Öl schmeckt, als hätte es ein antiker Grieche von 2.300 Jahren stehen gelassen und vergessen. Und mir dreht man alles an. Neulich kaufte ich ein Paar Socken. Es zeigte sich: Eine Socke ist real, die zweite virtuell. Versuche mal, damit warme Füsse zu kriegen! Manchmal läuft es halt schief. Das musste 1945 ein russischer Soldat in Berlin erleben; er wusch seine Socken in einer Kloschüssel, und spülte. Die Socken waren weg. Sagte zu einem Kameraden. “ Acha! Sockenklaumaschien!“

Ich meine, man sollte solche Menschen nicht in einen Krieg schicken. Wenn man sie im Ural aus einem Dorf herauspopelt, sind sie als Fundstücke mit ihrer archaischen Kultur zu wertvoll, und die Archäologen warten verzweifelt, endlich ein lebendes Fossil angeboten zu bekommen. Ein totes haben sie am Roten Platz ausgestellt. Es ist der Psychopath Stalin. Seit knapp 70 Jahren liegt er dort gut sichtbar als Warnung. Genützt hat das nicht. Siehe Putin.

Man mag es nicht akzeptieren, aber es gibt eine Sorte Mensch, der man alles verkaufen kann, was gross ist und glänzt. Sie sind WC-Verweigerer, da sie an die Sockenklaumaschine glauben.

Ich sollte wohl meinen Job wechseln – vom Rentner zum Alkoholiker.

Soweit die Lage an der Front.

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