Miserabel

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Im Moment reitet mich der Teufel. Ich habe große Lust, mich bei meinen drei Lesern unbeliebt zu machen. Und genau dieses werde ich nun tun.
Es war wieder einmal ein Trigger, der meine negative Reaktion ausgelöst hat. Man glaubt es nicht, aber es war ein Pfirsich. Ich komme noch darauf zurück.

Zunächst schaue ich mich um und suche einen Anfang. Es ist teuflisch, aber der ist wie immer ganz vorne zu finden, und er ist durchgekaut wie ein Hundespielzeug. Ich versuche , ihn so knapp wie möglich zu schildern ….. ja, das geht:

„Früher war alles besser.“ (Ich bin nur bei Nahrungs- und Genussmitteln)
oder
„Früher war Handwerk!“ (Heute Automation und Fabrik)

Was wir essen und trinken, hat im Laufe der Jahrzehnte ständig an Qualität verloren. Ich bin nicht in der Lage, die Verluste schmerzfrei hinzunehmen. Die mir folgende Generation inklusive meine eigenen Kinder sind da schon ein wenig anders drauf als ich. Ein wenig. Nicht total. Was läuft?

In unserem Garten stehen nun 6 oder 8 Obstbäume, und anderes Gehölz mit Zukunft. Wir wollen sonnengereifte Früchte, keine vor der Reife geerntete, die in Gaskammern nachreifen sollen und dabei kein Aroma entwickeln wollen.
Wir leben im Alten Land bei Hamburg. Hier gibt es 9 Millionen Apfelbäume, und jede Menge schöne Früchte ….. nur nicht für mich. Der Obstbauer hat für Leute wie mich eingetütet, was er im Handel nicht los wird. Ich soll für teuer den Abfall kaufen, den man zu Apfelsaft verarbeiten sollte. Und das geschieht gelegentlich, nur dass der Saft zu 15 bis 30% mit Leitungswasser verdünnt ist.

Über die Fleischqualität muss man nichts schreiben. Was man aber nicht weiss: Alles ist noch viel, viel schlimmer. Ich habe Bericht bekommen aus erster Hand, und zwar über die Wurstherstellung in einer Fabrik. Ich esse seit Jahren nur noch Wurst, die vom Metzger kommt. Wurst aus dem Supermarkt kommt mir nicht auf das Brot!

Neulich griff ich nach einer Milchtüte. Aufdruck: 0,1% Fett. Die Kuh liefert aber zwischen 3,5 und 5 %. Ich habe hin und zurückgerechnet – da fehlt doch Fett? Wo ist das geblieben? In Butter? Kann nicht sein. Butter schmeckt auch nicht mehr wie Butter vor 70 Jahren. Im Käse? In welchem? Wenn ich Käse kaufe, so kommt der aus dem Ausland; deutsche sind Kunst-Produkte, und so schmecken sie auch. Nämlich nicht, im Vergleich von schweizerischem Appenzeller oder dem Greyerzer.

Noch ein kurzer Blick auf Backwaren. Wir essen wenig Brot, und noch weniger Fabrikbrot. Lieber backe ich selbst, auch wenns mit Arbeit verbunden ist. W. brachte mal zwei Stück Erdbeerkuchen mit, gekauft bei einem hiesigen Bäcker. Auf einem Stück Kuchen fand ich genau 5 Scheibchen Erdbeere, hauchdünn geschnitten. In Summe war das weniger als eine halbe Frucht. Das nennt sich dann „moderne Back-Kultur“. Ich wage nicht, zu wiederholen, was ich dem Bäcker geschrieben habe.

Abschließend: Ich könnte stundenlang mit weiteren Beispielen (= Indizien) aufwarten, um meine eingangs geäußerte, pauschale Behauptung zu belegen. Es beschleicht mich die bittere Erkenntnis, dass wir als Kunden nicht mehr respektiert werden. Wir sind für viele aus dem produzierenden Gewerbe nur noch gut zahlende Konsumidioten.

Ich nenne das bösartigige Gleichgültigkeit, und Menschen-Verachtung.
Wenn ichdie laufende Entwicklung extrapoliere, fühle ich mich wie Gottlieb Biedermann. Zahlreiche Brandstifter umgeben mich. Die Lehre aus dem Drama von Max Frisch verweist auf die passiven Mitläufer; deren fehlende Gegenwehr lässt das Böse erst gedeihen.
Und so isses.

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