
Der Mensch kann, und er will nicht ewig in Krawall-Stimmung leben. Das kriegen selbst Tiere nicht hin. Es gibt sicherlich mehrere Wege aus einem Dilemma. Und alle riechen ein wenig nach frommem Selbstbetrug ….. aber der Zweck heiligt die Mittel. Der Idealismus weicht zurück, und der Pragmatismus gewinnt die Oberhand. Zugegeben, das ist gut so.
Um dies zu bewerkstelligen, benutze ich einen kleinen, einfachen Trick. Ich mache alle Leinen los, und rutsche wie von selbst in meine kleine, private Welt; die ist so klein, dass andere Menschen sie garnicht wahrnehmen. Sehen kann ich sie auch nicht, aber spüren! Und das reicht.
Meine Privatwelt ist nicht nur winzig. Sie ist auch schlicht, und damit leicht zu verstehen, man wechselt in Sekunden rüber, und sie fordert nur wenig. So bleibt genügend Kapazität, sich selbst zu fordern. Das allerdings ist Pflicht, denn andernfalls droht tödliche Langeweile.
Wer – wie ich – Weinbergschnecke spielt und sich in sein Haus zurückzieht, ist vor äußeren Einflüssen keinesfalls geschützt. Klar. Liegt auf der Hand, wirst Du anmerken. Und Du wirst reklamieren, dass Events dazu geeignet sind, vor lethargischen Anfällen zu bewahren. Ich bestreite diese positive Wirkung keinesfalls. Aber:
Muss man von Events reden? Herrgott nochmal! Erklärungen wegen der Grundsteuer ausfertigen ist kein Vergnügen. Schlimmer noch: Die energetische Sanierung unserer Wohnhöhle kostst mich sechsstellig, und schon in der Planungsphase gibt es die so prominenten Handwerkerprobleme. Ich brauche 19 neue Fenster und warte darauf 7 Monate. Sauber! Dann hast Du eine tote Katze am Bein und sollst Trauer tragen, also wenigstens die einzige Krawatte, die schwarze. Und eh ich mich vergucke, ist eine neue Katze im Haus, eine rabenschwarze mit stechend gelben Augen. Dieser Kater ist zu klein, um hoch springen zu können, also fährt er die Krallen raus und über die Hosenbeine und den Rücken hoch bis zu meinem Kragen, um dann nach vorne abzuspringen. Das macht der ein paar mal, dann bin ich beim Arzt wegen der Kratzer, die sich entzünden können. Das schwarze Viech kommt aus einer Roma-Familie und hat noch keinen Namen, ein Drama! Ich nenne ihn vorläufig „Schnuckenack“, nach Schnuckenack Reinhardt, einem Roma und Jazz-Geiger. W. meutert.
Ich schalte einen Gang runter; schliesslich wollte ich friedlich bleiben. Übrigens hat mir Doris, eine Pflegerin heute einen Kübel Kartoffelsuppe mitgebracht; sie weiß um meine Leidenschaft für Suppen und Eintöpfe. Es war eine Kartoffelsuppe in badischer Art, also in klarer Brühe. Lecker, und eine nette Geste!
Sie ist sie, meine kleine Welt. Ich pfeife auf die große! Drei mal!

(ich bin stolz; habe die Tippfehler zu 90% entfernt)