
Manche Menschen haben einen Kloß im Hals, wenn Angst über sie kommt. Manche leben ständig in Angst. Andere, wie ich, seltener. Aber ich komme nicht ungestraft davon. Ich habe des öfteren unter einem Kloß im Hirn zu leiden. Der verursacht keine Schmerzen, aber er ist lästig. Immer im Vordergrund, immer präsent, immer fragend. Und so rede ich mit diesem Saukerl, versuche zu erklären, dass ich antworten würde, wenn ich eine Antwort hätte, dass man einem nackten Mann nicht in die Hosentasche greifen kann, oder auch, dass mich seine Frage nicht interessiert. Was soll ich sagen: Nichts wirkt, ausgenommen der übliche, aber langwierige Weg, der des Vergessens.
Bei mir haben alle Hirnklopse einen Namen. Das ist Pech. Namenlose kann man rasch im Ordner „Unklares“ abheften. Doch einen Kloss wie der aktuelle lässt das nicht zu. Er heisst „Was ist der Wert des Menschen?“ Und er verlangt von mir eine Antwort. Überleg mal – von mir! Jeder weiss, ich bin cholerisch veranlagt! Ich raste aus, wenn mich die Wut packt und schüttelt; nun bin ich kurz vor diesem Stadium irgendwo hängen geblieben und kann’s nicht ausleben!
In Notsituationen bin ich natürlich aktiv unterwegs. Darum weiss ich, wer mir Klöße wie diesen in die Hirnschale serviert. Verflucht, das bin ich selbst! Es ist so, wie man auch Krebs kriegt. Dafür braucht es nicht mal einen Trigger.
In meinem Luxuskörper sterben täglich mehrere hundert Millionen Zellen ab, und die müssen erneuert werden. Neue Zellen entstehen durch die Zellteilung. Wenn Mutter Natur hier mal pfuscht, kann halt unkontrolliertes Zellwachstum ausgelöst werden, und dabei entsteht vielleicht Unheil wie Krebsgewebe. In meinem Hirn geschieht das auch, aber hier sind die Synapsen schuld am Kloss. Irgendeine Macht hat sie falsch geschaltet, also irgendwo rangeklemmt, wo sie Unsinn bewirken, statt klare Gedanken. Auch hier haben wir ein Massenproblem zu verzeichnen. Unter meinem Schädeldach finden sich etwas mehr als 100 Billionen Synapsen, die alle Hirnzellen miteinander verknüpfen. Wie zum Teufel soll ich dort oben noch Ordnung halten, oder gar wiederherstellen? Das geht nur im Suff oder garnicht.
Und was kommt dabei heraus? Ein Kloss. „Was ist der Wert des Menschen?“ Da kommt mir eine Idee: „Sag‘ Du es mir!“
Tschuldigung. Ist nur Spass.
Ich verstehe aber keinen Spass, deswegen stupse ich Deinen Klumpen Mal an und bringe ihn wieder zum Rollen.
Der Wert des Menschen ist, diese Frage weitergegeben zu haben.
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Zurückgeben ist nicht fair. Suche Dir bitte einen Dritten, dem Du den Mist anhängen kannst. Ich kann nicht mithalten. Bin ein armer Hund – hatte nicht mal Großeltern.
Wie das genetisch zugegangen ist, bleibt ein Rätsel. Aber ich habe nie welche gesehen. Das setzt sich heute fort, denn ich habe auch keine Enkel. Also: Was ist einer wie ich wert?
Gut, dass ich mich selbst gross machen kann.
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Dann können wir Dir ja zumindest ein Denkmal setzen für die erste jungfräuliche Geburt in Deutschland?
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ich verzichte. eine seligsprechung reicht mir.
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Für die Erde ist der Mensch ein Zerstörer, denke ich mal so. Für jeden Menschen selbst sollte sein Leben schon einen gewissen Wert haben, für seine Kinder auch, denn ohne ihn würden sie nicht leben. Ob er für die menschliche Gesellschaft einen Wert hat, hängt meines Erachtens davon ab, was er tut: Ist er ein Kapitalist und eignet sich die Arbeitskraft anderer gegen eine zu niedrige Entlohnung an, taugt er wohl nicht viel. Und wir anderen Arbeitsmenschen haben nur für die Leute einen Wert, die uns lieben.
Könnte das deinem Kloß vorerst genügen?
Das hofft Momfilou
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Gut gebrüllt, Löwin!
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