
Wir alle kennen das Gebet von Franz von Assisi, das auch mzum Verzeihen aufruft: „Wer verzeiht, dem wird verziehen.“ Sehr schön, sehr nobel gedacht, nur ….. ich, das schwarze Schaf unter den Lämmern, den Schafböcken und den Schafinnen (gendern!), gönne mir den Luxus, dem Dr. Haarmann nicht zu verzeihen. Mit diesem Chemiker hat alles angefangen, als er 1874 in Holzminden erstmals aus dem Saft von jungem Nadelgehölz das Vanillin extrahierte. Heute ist die Aroma-Industrie Umsatz-Milliardär; ich grüble darüber und werde immer galliger. Wo, zum Teufel bleibt das ganze Zeug?
Gut. Ich nehme mich zurück. Wo, zum Teufel bleibt das halbe Zeug?
Teil 1 wird nur zum Verduften verwendet. Die April-Frische im Waschmittel kommt nicht vom April, sondern aus Holzminden oder anderswo her aus einer Aromabude. Ein Aromatechniker belehrte mich mit dem Hinweis, dass er mir eine Seife herstellen kann, die intensiv nach Schweissfuss riecht. Kein Problem. Beim Aroma gibt es keine Grenzen! Ich habe diese Seife nicht geordert. Statt dessen habe ich eine Seife bestellt, die nach garnichts riecht. Ich glaube, daran bastelt er heute noch und kriegt’s nicht hin.
Nun müsste ich, um das Pflichtprogramm abzuspulen, das Thema Erdbeer-Joghurt auflegen. Ich denke, dazu ist vermutlich alles gesagt.
Naturnah ist lediglich das Bild auf dem Etikett. Der Inhalt ist unschlagbar. Wollte man eine „natürliche“ Erdbeerjoghurt“ herstellen, so brauchte man „Hermann“, den Schleimigen, diesen milchweissen Pilz in unversauter Kuhmilch; der macht dann den Joghurt. Und man benötigt ausgereifteEdbeeren einer alten Sorte, wie die „Königin Luise“, deren Frucht an Walderdbeeren erinnert, und keinesfalls die unreife Senga Sengana aus dem Supermarkt. Kriege das mal auf die Reihe!
Der Rest wäre pillepalle. Stückig pürieren, Hermanns Joghurt unterrühren, abschmecken wegen der Süsse, vielleicht ein Spritzer Zitronensaft – fertig. Damit trete ich gegen die Aromaten aus Holzminden an!
Schon gut. So kann man den Bedarf an Erdbeerjoghurt nicht decken.
Aber mal ehrlich: Muss man das? Ich verzichte auch – auf Austern, Kaviar und Hummer! Ich lebe auch gut ohne Hummer Thermidor!
Das ist was für Reiche und Reichinnen. Dort würde ich auch die Erdbeerjoghurt sehen, und mich daran erfreuen, dass diese Leute zu überfressen sind, um meine Joghurt geniessen zu können. Dieses Problem beginnt doch schon bei mir. Ich mag nur Forellen-Kaviar. Austern überbacken, sonst sind sie mir egal. Und Hummer? Lebend in heisses Wasser schmeissen? Das ist nicht mein Ding. Ich steige erst wieder ein, wenn er tot, halbiert und lecker überbacken aus der Küche kommt.
Ok. Ich bin wieder mal verbal ausgerutscht und lang hingeschlagen.
Ich war doch irgendwann bei den Aromen .-…. und n un …. ich frage mich nun, warum die Aromaterchniker kein Spüray entwickeln, das nach Hummer Thermidor schmeckt – so etwas auf das alte Brötchen von vorgestern, und ein Glas Glycol-Wein dazu ….. das wäre doch ein Festessen für Arminnen und Arme! Unglaublich, ab er unsere Vorfahren waren schon fast so weit gekommen. Es gab den sogenannten Streich-Hering. Man hängte einen Hering über der Tischmitte an die Decke, und so tief, dass jeder am Tisch mit seiner Pellkartoffel über den Fisch streichen konnte, um sein Aroma zu geniessen! Der Nutzen: 1 Fisch für 8 Personen. Der Haken: Am Ende des Essens, das der Patriarch am Tisch bestimmte, kriegte dieser den Fisch auf den Teller und durfte ihn verzehren. 7 guckten zu und in die Röhre. Sagenhaft!