Mein Vater war eitel. Wenn ich mir unseren Grüß-August Steinmeier betrachte, kommt mir Vadder wieder in den Sinn, und seine Pomade. Dies ist das Zeug, das Männer sich in die Haare schmierten, um der Frisur Sitz zu verleihen. Vadders Pomade sollte nach Veilchen duften. Das Fett duftete – aber Veilchen geht anders. Es war in eine bunte Blechdose gequetscht, und man drückte den Boden hoch, damit oben etwas raus kam. So um 3 mm Pomade reichten. Dann drehte man die Dose um und fuhr sich damit durch die ungezähmten Locken, bis die pappten. Mit einem Kamm wurde die Veilchencrème dann verteilt; wenn der Schopf komplett glänzte, worüber nur ein Spiegel Auskunft geben konnte, war man schön.
Ich habe schon mit 8 Vaters Pomade mitbenutzt, und zwar nach dem Motto, dass viel Pomade auch viel Ansehen einbringt. Der Alte: „Verdammt, ist die Dose schon wieder leer!“ Und ich: Pomade-Klümpchen auf dem Kopf. Zu faul zum Durchkämmen. Ein Bademeister im Freibad: Ab, Haare waschen! So gehst Du hier nicht ins Becken! Und ich: Der hat das Sagen. Widerstand zwecklos. Haare einfach nass machen, und rein ins Wasser! Gesagt, getan. Das Chlor hat die Pomade restlos entfernt. Und völlig rational: Andere pinkeln ins Becken, da kann mein Veilchenduft nicht verkehrt sein!
Pomade ist ein Fett, eine Enfleurage, heisst mit Pflanzenduft. Ich bin überrascht, dass man das Zeug heute noch kaufen kann – offenbar besteht Bedarf! Und es gibt Vergleichbares zur Bartpflege! Beard balm! Auch bei Amazon!
Wenn Dir mal ein Mann über den Weg läuft, der ranzig riecht, dann weisst Du Bescheid. Der verarbeitet einen Pomaden-Altbestand aus dem Jahr 1929 und hat Hausverbot im Hallenbad!