Die Leichtigkeit des Seins ist heute zu keiner Minute spürbar. Nein, schwere Gedanken lasten auf meinem Gemüt wie ein Mühlstein. Selbst Siegfried, mein neuer Freund im Glas schafft es nicht, mich mit seinem Sauerteig-Gehabe aufzumuntern. Noch vor 10 Minuten sassen W. und ich bei Sigi, spürten es, sahen es, und wollten es nicht aussprechen. Immerhin – schreiben geht.
Was also liegt an?
Siegfried sieht aus wie Kotze, und er riecht wie Kotze.
Das liegt an. Und ich hatte vor Tagen noch den Mund vollgenommen und das erste selbstgebackene Roggenbrot angekündigt. Damit bin ich offenbar voll ins Messer gelaufen ….. in mein eigenes. Es ist nämlich so:
Ich werde mein erstes Brot streng nach Rezept backen. Entweder es wird schlecht – dann ist alles gut. Versuch macht klug …. und so. Oder das Brot wird gut – das wäre schlecht.
Ich müsste für den Rest meines Lebens in der Backstube stehen, um Sauerteige zu füttern und Brote zu backen, bis ich umfalle.
Wie bin ich in diese Falle geraten? Ehrlich – ich bin oft zu faul zum Denken. Es trieb mich dummer Ehrgeiz in diese Bärenfalle!
Nun stell‘ Dir mal vor, mein Brot wird richtig gut. Noch nicht ganz abgekühlt schneide ich es an, schaue hin und freue mich. Dann greife ich zur Butter – dick drauf und reingebissen und gleich alles ausgespuckt: „Das ist doch keine Butter! Das ist industriell hergestellte Karrenschmiere!“ Schon denke ich, da muss jetzt Käse drauf, und greife zum Tilsiter, pule 2 Scheiben aus dem Paket und rieche ….. nichts! Und ich weiss, dass Tilsiter stinkt, und wie, wenn’s echter ist. Aber der von REWE ist tot wie ein Topflappen und schmeckt wie ein russischer Fusslappen, der den Marsch von Moskau nach Berlin hinter sich hat!
Und unter diesem Schweinkram mein gutes, selbstgebackenes Roggenbrot! Ich bin ausser mir und stehe neben meinem Hut! Ich könnte einen siebenfachen Suizid begehen! Natürlich mit sieben aus der Milchwirtschaft. Die schwächste Figur im Spiel, den Bauern ausgenommen.